Ante Rašić folgt auf Jürgen Ripplinger als Geschäftsführer der Regionalen Jugendagentur Job Central – Sebastian Öhlschläger wird neuer Leiter der Lern-Praxis-Werkstatt
Gute Nachrichten für alle jungen Menschen, die Unterstützung beim Start ins Berufsleben brauchen: Bei der Regionalen Jugendagentur Job Central, die im Raum Weinheim agiert, gibt es einen nahtlosen Übergang in der Geschäftsleitung: Wenn Jürgen Ripplinger im März nach gut acht Jahren in dieser Position in den Ruhestand geht, rückt der 47-jährige gelernte Politikwissenschaftler Ante Rašić nach, der seit einigen Jahren auch in der Praxis reichlich Erfahrung in der Jugendberufshilfe gesammelt hat. Rašić war von den Anfängen bis heute Leiter der Lern-Praxis-Werkstatt, in der Menschen in schwierigen Lebenssituationen ein erstes Rüstzeug für das Arbeitsleben erhalten. Seine Aufgabe vor Ort in der Fabrikhalle der Viscofan DE GmbH am Käsackerweg übernimmt Sebastian Öhlschläger, ein Sozialpädagoge mit Schreiner-Ausbildung.
Ein typischer Fall für die Jugendberufshelfer ist jener: Ein junger Mann wird widerwillig in der Lern-Praxis-Werkstatt vorstellig, die ein Fachbereich der Regionalen Jugendagentur Job Central ist. Seine Biografie lässt den Personalchefs in den Betrieben die Haare zu Berge stehen: Schule abgebrochen, zeitweise wohnsitzlos, ein Jahr in Jugendhaft wegen Drogen. Für den Arbeitsmarkt ungeeignet. Scheinbar ungeeignet.
Die Lern-Praxis-Werkstatt in Weinheim hat den Kandidaten aufgenommen, mit ihm geredet, ihm leichte Aufgaben gegeben, die er meistern konnte. Langsam hat das Selbstvertrauen zugenommen, und mit ihm die Lust, etwas zu schaffen. Mittlerweile hat der junge Mann eine Schreinerlehre angefangen, lebt mit seiner Freundin in einer kleinen Wohnung. Der Meister ist mit ihm zufrieden; er hat gute Chancen, übernommen zu werden.
Was sich wie ein kleines Wunder anhört, ist das Ziel, das Jugendberufshelfer wie Ripplinger, Rašić und jetzt auch Öhlschläger anstreben: Menschen beim Einstieg in den Beruf begleiten, die es ohne diese Begleitung wohl nicht schaffen würden. Die Lern-Praxis-Werkstatt ist für dieses erste Heranführen ein Fachstellenbereich von Job Central, die Kooperation mit den Beruflichen Schulen (geleitet von Sabine Beckenbach) sowie die Beratung und Begleitung der Allgemeinbildenden Schulen (Dr. Katrin Hunsicker) sind zwei weitere.
Jürgen Ripplinger und jetzt Ante Rašić führen den eingetragenen Verein, dessen Vorsitz Weinheims Oberbürgermeister Manuel Just führt, in einer Scharnierfunktion zwischen Integration, Sozialem, Bildung und Wirtschaft. Aus ihrer Erfahrung heraus wissen sie und erfahren es täglich, dass sie für den Staat mit diesem Übergangsmanagement am Übergang von der Schule ins Berufsleben auch eine volkswirtschaftliche Aufgabe erfüllen – bei jedem Jugendlichen, der schlechte Berufschancen hat oder sogar schon verloren geglaubt war, aber durch die Hilfe im Berufsleben Fuß fasst.
In dieser umfassenden Anforderung ist Job Central seit rund 25 Jahren ein festes Glied der sprichwörtlichen „Weinheimer Bildungskette“. Und die Erfolge sind greifbar: Rund 80 Prozent der jungen Menschen, die von Job Central betreut werden, landen in einem Job. „Wir sind systemrelevant“, betont Jürgen Ripplinger, der vor acht Jahren nach Weinheim kam. Der studierte Erziehungswissenschaftler war zuvor bei der Stadt Mannheim in einem ähnlichen Bereich tätig. Über das Regionale Übergangsmanagement RÜM kam er mit den Weinheimer Kolleginnen und Kollegen in Kontakt – und fand Gefallen an den überschaubareren Strukturen der Großen Kreisstadt mit ihrem bildungspolitischen Schwerpunkt. Die Lern-Praxis-Werkstatt, für die das Unternehmen Viscofan DE GmbH eine große Werkhalle samt Büroräumen zur Verfügung stellt, ist seit 2018 eine Art Eingangstür mit niedriger Schwelle. Dort sind mittlerweile einige Projekte angesiedelt, insbesondere auch zur Integration von Menschen mit Migrationshintergrund.
Ante Rašić konnte seinem Vorgänger einige Male über die Schulter schauen. Neben der Personal- und Budget-Verantwortung ist der Geschäftsführer vor allem bei der Akquise von Bildungsprojekten und den entsprechenden Projektförderungen gefragt. Dabei steht er permanent mit Ministerien und dem Europäischen Sozialfond in Kontakt, aber auch mit Stiftungen und anderen Fördermittelgebern. Die Freudenberg Stiftung und die Firma Freudenberg sind schon lange gute Partner. Aber Ripplinger und Rašić erfahren immer wieder, wie wichtig die Rolle der Kommune ist bei dieser ständigen Recherche nach Förderung und Anerkennung. Denn die meisten Förderer verlangen eine kommunale Komplementärfinanzierung und eine klare Haltung der Standortkommune. Aber daran soll am Bildungsstandort Weinheim ja nicht liegen.
Roland Kern (Stadt Weinheim)